L’Inferno (1911) dir. Francesco Bertolini, Adolfo Padovan und Giuseppe De Liguoro

L’Inferno (1911) dir. Francesco Bertolini, Adolfo Padovan und Giuseppe De Liguoro

L’inferno ist ein italienischer Stummfilm, inspiriert von dem berühmtesten italienischen Werk des Mittelalters. Die Produktion dauerte etwa 3 Jahre und brachte den ersten nationalen full-length Feature Film hervor. 

Auch beinhaltet die Aufnahme die erste männlichen Frontal Akt Szene. Denn bei den Darstellungen der gequälten Seelen gibt es häufig Blicke auf, weibliche als auch männliche, unbekleidete Schauspieler. Dies ist als eine zusätzliche Bestrafung der Sünder zu verstehen.

Dante Alighieri war Dichter und Philosoph  italienischer Sprache. Er überwand mit der Göttlichen Komödie das bis dahin dominierende Latein und führte das Italienische zu einer Literatursprache.Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt Dante als einer der bekanntesten Dichter des europäischen Mittelalters. 

Die „Divina Comedia“ [dt. Göttliche Komödie] schildert in der Ich-Form eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt.

Die Entstehungsgeschichte des Buches erstreckte sich über 30 Jahre. 

Die Hölle 

Dante ist vom rechten Weg abgekommen und befindet sich in einem wilden Wald, welcher allegorisch für die Verirrungen seines Lebens stehen. 

Dort begegnet er dem von ihm verehrten römischen Dichter Vergil[i], welcher ihn anschließend auf seine Reise begleitet. Diese führt zunächst durch das Inferno [dt. Hölle].

Die Hölle hat bei Dante die Form eines gewaltigen Trichters, der mit seinem weitesten Umfang unterirdisch unter der nördlichen Halbkugel liegt und sich nach dem Erdmittelpunkt hin verengert. Durch acht konzentrische, nach abwärts aufeinander folgende Ringstraßen oder Ringflächen wird die Hölle in Räume gegliedert, die Strafbezirke derer die für ihre Sünden zur ewiger Verdammnis verurteilt sind. 

Der tiefste, neunte Bereich ist bestehend aus einer Eisfläche, in deren Mittelpunkt – somit im Mittelpunkt der Erde – Luzifer eingefroren ist. 

  1. Limbo; Die Vorhölle
  2. Lussuriosi; Die Fleischeslust
  3. Golosi; Die Völlerei und Schlemmerei
  4. Avari e Prodighi; Der Geiz und die Habgier
  5. Iracundi – Accidiosi; Der Zorn und die Trägheit
  6. Eretici; Die Ketzerei und Häresi
  7. Violenti; Die Gewalt
  8. Fraudolenti; Der Betrug, die Arglist oder die Heuchlerei
  9. Traditori; Der Verrat

Der Läuterungsberg

Nach drei Tagen entfliehen die beiden Dichter durch einen Höhlengang der Hölle. 

Sie erblicken inmitten des herrlichen Ozeans den Läuterungsberg als Insel. 

Ein Schiff bringt sie zum Fuße des Berges. Dort angekommen, müssen sie die büßenden Seelen nach dem rechten Weg fragen. Man bringt die Wanderer in ein anmutiges kleines Tal, wo sich Fürsten für den L. bereit machen. Dort verbringen beide die Nacht. Am nächsten Morgen wird D. im Schlaf von Lucia[ii]zum Eingang des eigentlichen L.s getragen. Er schreitet mit V. durch die Pforte, wo ihm ein Engel als Wächter mit dem Zeichen der sieben Hauptsünden bezeichnet (sieben P.[iii]), von denen er sich zu reinigen habe. 

  1. Superbia [dt. Hochmut]
  2. Invidia [dt. Neid]
  3. Ira [dt. Zorn]
  4. Acedia [dt. Faulheit]
  5. Avaritia [dt. Geiz]
  6. Gula [dt. Völlerei]
  7. Luxuria [dt. Wollust]

Durch eine Felsplatte gelangen sie in den ersten Ring. Die Felswände tragen Reliefdarstellungen berühmter Beispiele der Demut sowie auf dem Boden Beispiele bestraften Hochmuts. Der Engel der über diesen Ring wacht, weist ihnen den Weg zum nächsten, wobei er eines der sieben P auf D.s Stirn auslöscht. Im zweiten Ring büßen die Neidischen mit vernähten Augen.

Die Lider sind von Eisendraht durchtrieben,

Wie man die wilden Sperber näht mit Draht,

Da ohne das sie niemals ruhig blieben.

 (Läuterungsberg XIII. GESANG S. 213)

Unsichtbare Stimmen sind zu hören. Ein leichterer Aufstieg ermöglicht den Dichtern den Zugang zum dritten Ring, wo sich die von Rauch verhüllten Seelen der Zornigen läutern.

Der Engel dieses Ringes löscht das dritte P und weist den Weg. Die Dichter kommen im vierten Ring an, wo die Trägen zu einem ständigen Hetzen um den L. aufgefordert sind. 

Im fünften Ring liegen die Geizigen am gefesselt am Boden. Abgemagerte Skelette büßen im sechsten Ring. 

Die Augen waren hohl und finster dran,

Das Antlitz bleich und so beraubt der Fülle,

Daß nichts als Haut und Knochen war daran.

(Läuterungsberg XXIII. GESANG  S. 258) 

Das Erklimmen des siebten Ringes lässt Wollüstige die sich in Flammen läutern in Erscheinung treten. Abermals vergeht eine Nacht und D.s Aufstieg zum irdischen P. erfolgt, wo sich V. von seinem geläuterten Schützling verabschiedet und ihn seinen freien Willen überlässt. 

D. wandert durch den Wald des irdischen Paradieses bis zum einem Fluß und gelangt darauf zur Quelle der Paradiesflüsse Lethe und Eunoe. Er nimmt ein Bad im Eunoe. 

Das Paradies 

Fast unmerklich erfolgt das Emporsteigen  D.s und seiner Begleiterin Beatrices in den Himmel. Zunächst betreten sie den Mondhimmel, dort zeigen sich die Seelen derer, die an der Erfüllung eines Gelübdes verhindert wurden. Im zweiten Himmel – dem Merkurhimmel – sind die Seelen derer, die um der Ehre willen Gutes taten. 

D. und B. schreiten daraufhin in den Venushimmel, der die Geister der Liebenden umfasst. Es erfolgt der Aufstieg in den vierten oder  Sonnenhimmel, welcher die Seelen der großen Kirchenlehrer birgt. Danach steigen D. und B. in den fünften Himmel, wo die Glaubensstreiter und Märtyrer ein riesiges Strahlenkreuz bilden. Des weiteren folgt der Jupiterhimmel. Dort setzen Seelenlichter der gerechten Fürsten sich zu einer Leuchtschrift zusammen, die dann in einen Adlerkopf[iv]umgeformt wird. 

Darauf betreten sie den siebten oder Saturnhimmel. Hier steigen auf einer goldenen Himmelsleiter[v]solche Seelen auf und nieder, die sich in der Beschaulichkeit bewährt haben. Im Fixsternhimmel, wo er vom Zeichen der Zwillinge, das Sternbild unter dem D. geboren ist, sieht er die winzige Erde unter ihm. Dort tritt Christi, in einer riesigen Schar von Seelen, in Erscheinung. 

Folgend wird D. von Petrus im Glauben, der ersten der drei theologischen Tugenden, , geprüft. Erlegt sein Glaubensbekenntnis ab und wird von Petrus gesegnet. 

Der Apostel Jakobus prüft ihn darauf in der zweiten theologischen Tugend, der Hoffnung. Das strahlende Licht des Evangelisten Johannes raubt D. das Augenlicht. 

Dieser prüft  darauf D. in der Liebe, worauf er sein Augenlicht zurück erhält. Zu den drei Aposteln tritt Adam, der D. über das irdische Paradies und die erste Sprache der Menschen, dem Hebräisch,  Auskunft gibt. 

Aufstieg D.s in den neunten oder Kristallhimmel, das Primum Mobile, wo B. die verirrte Menschheit anklagt und einen baldigen Retter ankündigt. 

Aufstieg ins Empyreum. Ein Lichtstrom, umgeben von Blumen und Funken, verwandelt sich nach und nach in eine riesige Himmelsrose, den Sitz der Seligen.

D. dringt in das Licht Gottes ein und vermag das Wesen der Dreieinigkeit Gottes und der zwei Naturen Christi zu erahnen. Sein Sehnen ist erfüllt, seine Fahrt durchs Jenseits beendet. 


[i]Vergil (* 70 v. Chr. 19 v. Chr.) war ein lateinischer Dichter und Epiker, welcher während des Römischen Bürgerkrieges und der Zeit des Prinzipats Octavians lebte. Er gilt als wichtigster Autor der klassischen römischen Antike.  Sein EposAeneisliefert  den Gründungsmythos bzw. die Vorgeschichten zur Gründung der Stadt Rom unter Verarbeitung der mythologischen Stoffe aus den homerischen Epen Iliasund Odysee.

Mit der Jenseitswanderung des Aeneas  hat Vergil in der Aeneis das literarische Vorbild geliefert, auf das in der Commedia immer wieder Bezug genommen wird.  Da Vergil aus vorchristlicher Zeit stammt und er nicht getauft ist, ist ihm trotz Rechtschaffenheit der Eintritt in das Paradies verwehrt.

[ii]Vgl. H. II 97; Symbol der erleuchtenden Gnade Gottes.

[iii]Die sieben P (peccatum; dt. Sünde) und der Auftrag, sie nach und abzuwischen; 

  symbolisiert die Sühne. 

[iv]Der Adler galt als das einzige Wesen das in die Sonne blicken kann. Auch symbolisiert er die Einheit der Welt (besonders unter dem Kaisertum). 

[v]Vgl. Mose 28, 12 ff. die Himmelsleiter Die Leiter symbolisiert das beschauliche Leben 

  (vita contemplativa), das den Menschen in Stufen zur reinen Anschauung Gottes führt. 

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